Brezel, Hörnchen, Käsestange, Waffeln, Nudeln, Reis … so sieht der Speiseplan vieler Kinder (und auch vieler Erwachsener) aus, wenn es um Kohlenhydrate auf dem Teller geht. Alles lecker – keine Frage! Doch eines fehlt fast immer: Vollkorn.
Der typische Kommentar dazu: „Isst bei uns keiner!“
Zugegeben, Körner im Brot sind gewöhnungsbedürftig und Vollkornnudeln sehen anders aus als die hellen Lieblingsnudeln. Trotzdem gibt es gute Gründe, künftig öfter zu Vollkornprodukten, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Saaten und Nüssen zu greifen. Denn: Ballaststoffe sind wahre Gesundheitsschätze.
Mehr Ballaststoffe – länger satt, rundum gesünder
Wer kennt es nicht: Gerade gegessen – und schon wieder Hunger. Ein klassisches Beispiel ist Weißbrot: Davon können wir locker drei oder vier Scheiben essen, fühlen uns kurzzeitig satt, haben aber bald wieder Appetit.
Warum? Weil Ballaststoffe fehlen.
Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate, die im Darm aufquellen. Sie lassen den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen, sorgen für eine lang anhaltende Sättigung und unterstützen eine gesunde Verdauung. So kann eine Ernährung die reich an Haferflocken, Hülsenfrüchten, Saaten und Vollkornprodukten das Risiko für Typ-2-Diabetes senken und bei erhöhtem Cholesterinspiegel hilfreich sein.
⚠️ Wichtig: Ballaststoffe allein senken den Cholesterinspiegel nicht – sie sind aber ein wichtiger Teil einer ausgewogenen, herzgesunden Ernährung.
Ballaststoffe und das Mikrobiom
Unsere guten Darmbakterien leben von dem, was wir essen – genauer gesagt: von Ballaststoffen. Ohne diese wertvolle Nahrung nimmt ihre Vielfalt ab, und das empfindliche Gleichgewicht im Darm kann aus der Balance geraten.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt etwa 30 g Ballaststoffe pro Tag für Erwachsene – besser wären sogar 40 g. Kinder sollten je nach Alter rund 20–25 g täglich aufnehmen. In Deutschland erreicht nicht einmal drei Viertel der Bevölkerung diese Werte.
Je vielfältiger und ballaststoffreicher unsere Ernährung ist, desto vielfältiger und stabiler ist unser Mikrobiom – also die Gesamtheit der Darmbakterien. Und das ist entscheidend: Ein gesunder Darm unterstützt nicht nur die Verdauung, sondern auch das Immunsystem. Ist das Mikrobiom geschwächt, kann auch die körpereigene Abwehr darunter leiden.


Kurzkettige Fettsäuren und die Darm-Hirn-Achse
Wenn unsere Darmbakterien Ballaststoffe „verdauen“, entstehen dabei wertvolle kurzkettige Fettsäuren (z. B. Buttersäure, Propionsäure und Essigsäure). Diese kleinen Moleküle sind wahre Multitalente:
- Sie nähren die Darmschleimhaut und stärken die Darmbarriere
- Sie wirken entzündungshemmend
- Sie fördern die Regeneration der Darmzellen
Besonders spannend: Diese Fettsäuren stehen über die Darm-Hirn-Achse in ständigem Austausch mit unserem Nervensystem. Das bedeutet: Was im Darm passiert, kann sich direkt auf unser Wohlbefinden, unsere Stimmung und sogar unser Stresslevel auswirken. Eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung tut also nicht nur dem Bauch gut, sondern auch dem Kopf.
Ballaststoffe und Darmtätigkeit
Je mehr Ballaststoffe wir essen, desto aktiver ist unser Darm. Sie fördern die natürliche Darmbewegung und unterstützen eine regelmäßige Verdauung.
Wichtig dabei: Wer sich ballaststoffreich ernährt, sollte auch ausreichend trinken!
Die Faustregel lautet: 30–40 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht – also etwa 2–2,8 Liter täglich bei 70 kg Körpergewicht.
Schritt für Schritt zu mehr Ballaststoffen
Nicht jeder verträgt große Mengen an Ballaststoffen sofort. Wer bisher wenig davon gegessen hat, sollte den Körper langsam daran gewöhnen:
- Schrittweise steigern (z. B. Vollkornbrot statt Weißbrot, mehr Gemüse, später Hülsenfrüchte)
- Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten
- Gründlich kauen – das erleichtert die Verdauung
Jeder Mensch reagiert unterschiedlich. Probiert aus, was euch guttut, und bleibt bei dem, was ihr gut vertragt und gerne esst. Wer Probleme mit Ballaststoffen hat und sie nicht gut verträgt, sollte sich langsam an sie herantasten: klein anfangen und dann vorsichtig steigern.
Nicht jeder Pups ist gleich eine Unverträglichkeit, sondern zeigt oft nur, dass unser Darm das tut, was er soll: verdauen! Je mehr unverdauliche Kohlenhydrate wir zu uns nehmen, desto mehr hat unser Darm zu tun. Und wenn in unserem Darm viel Bewegung ist, dann ist das gut für unsere Verdauung.
Denn am Ende zählt vor allem eines: Regelmäßigkeit, Vielfalt und Freude am Essen.
Eine paar Ballaststoffquellen findet ihr hier:
| Lebensmittel | Ballaststoffe ca. |
|---|---|
| 150 g Topinambur, frisch, gegart | 18,8 g |
| 125 g Artischocke, frisch, gegart | 13,5 g |
| 1 – 2 EL Flohsamenschalen | ca. 10 g |
| 70 g Himbeeren | 3,3 g |
| 2 EL Leinsamen, gehäuft | 7 g |
| 30 g Haferflocken | 1,5 g |
| 1 EL Haferkleie | 3 g |
| 1 EL Leinsamen | 3,5 g |
| 1 EL Nüsse | 1 g |
| 1 Stück Obst, z.B. Orange | 3 g |
| 1 Scheibe Vollkornbrot | 3 – 5 g |
| 4 getrocknete Feigen | 10 g |
| 100 g getrocknete Aprikosen | 17 g |
| 200 g Kartoffeln | 3,5 g |
| 200 g Linsen (Konserve, abgetropft) | 8 g |
| 150 g Obst, z.B. Ananas | 2 g |
| 100 g Vollkornmehl | 11,7 g |
| 100 g Salat | 1,5 g |
| 1 Banane | 3 g |
| 1 Portion (150 g) Rohkost, z.B. Apfel-Möhre | 4,5 g |
| 100 g Datteln | 9 g |
| 100 g Küchenkräuter | 4,5 g |
| 150 g Paprikaschote, frisch | 5,3 g |
