Es gibt ein paar Klassiker, wie man sich als Deutscher in Italien zum Vollhorst machen kann. Klar, Socken in Sandalen, sich über Banalitäten beschweren und natürlich die Aussprache. Bei Letzterem habe ich mich eigentlich immer recht sicher gefühlt – bis zu dem Tag, an dem ich eine Idee hatte.
Wir waren vor ein paar Jahren in der Toskana auf einem wunderschönen Weingut und ich, entschlussfreudig wie immer, war der Meinung: Es ist Zeit für einen Kochkurs bei der fantastischen Köchin. Also noch schnell ein paar andere Gäste zusammengetrommelt – und los ging’s.
Erste Lektion: gefüllte Nudeln. Und genau da ist es passiert. Ich war voll drin im Kochwahnsinn, habe mich für jeden kleinen Furz begeistert und hatte dann die großartige Idee, meine Nudeln mit Radicchio zu füllen. Natürlich habe ich diese – in meinen Augen großartige – Idee vorgetragen. Und dann fingen alle lauthals an zu lachen. Irgendjemand sagte etwas von „patata“, was wohl so viel heißen sollte wie: „Die blöden Kartoffeln lernen’s nie, da können die noch so viel Pasta essen.“ Ich wäre am liebsten mitsamt meinem hochroten Kopf im Erdboden versunken. Denn Radicchio (Aussprache: [raˈdikkjo]) war mir komplett misslungen. Unterboten hätte Raditschio nur ein Gnotschi oder der Wunsch nach einem Ladde Matschiaddo.
Gefüllt haben wir die Nudeln dann mit Käse und ich habe mich für den Rest des Kurses dezent im Hintergrund gehalten.
Jetzt muss ich jedes Mal schmunzeln, wenn jemand auf dem Markt lauthals einen „Raditschio“ haben will – denn ich habe mein Lehrgeld gezahlt.
Raditschio ist außerdem ein echter Geheimtipp für die Frauengesundheit, der bei vielen viel zu selten auf dem Teller landet.
In der Follikelphase, also nach der Periode, wirkt Radicchio wie ein kleiner Energieschub – knackig, frisch, voller Nährstoffe. Rund um den Eisprung liefert er Antioxidantien, die uns gegen oxidativen Stress wappnen. In der Lutealphase hilft er, wenn PMS-Beschwerden wie Blähungen oder Stimmungsschwankungen anklopfen – die Bitterstoffe unterstützen die Leber, damit Hormone besser abgebaut werden.
Und während der Periode? Da bringt Radicchio Eisen und Folsäure mit, was ziemlich praktisch ist. Allerdings ist er in dieser Phase nicht gerade ein sanfter Typ. Wer empfindlich ist, kombiniert ihn besser mit süßeren Partnern wie Orangen, einem milden Dressing oder mit gebackenem Ziegenkäse mit Honig und Thymian (wirkt krampflösend und entzündungshemmend).
Kurz gesagt: Radicchio ist ein bisschen wie das Leben – manchmal herb, manchmal schwer verdaulich, aber am Ende steckt eine Menge Gutes drin.
Für eine Schüssel Salat benötigt man:
- kleiner Radicchio oder 1/2 großer Radicchio
- 1 – 2 Knoblauchzehen (ich bin wild und nehme 3)
- 3 EL Olivenöl
- 3 EL Rotweinessig oder dunklen Balsamico
- Salz/Pfeffer
- evtl. etwas Ahornsirup
Den Radicchio klein schneiden und waschen. Abtropfen lassen und in eine Schüssel geben.
Für das Dressing die Knoblauchzehe in feine Scheiben schneiden. Das Olivenöl zusammen mit den Knoblauchscheiben in einer Pfanne erhitzen und langsam rösten, aber nicht zu dunkel werden lassen. Wenn der Knoblauch duftet mit dem Essig ablöschen und kurz aufkochen. VORSICHT: SPRITZGEFAHR!!
Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Dann alles über den Salat in der Schüssel geben und alles gut vermischen. Dazu passt frisch gehobelter Parmesan.
